Sardinien – Su Crucifissu Mannu – 01

Ca. vier km südöstlich der Hafenstadt Porto Torres finden sich auf einem ca. 700 x 100 m großen Geländeabschnitt ein Menge an Felsengeleisen im Kalkstein .
Das größte Areal (ca. 130 x 40 m) erinnert sehr an die vielen chaotischen Spurverläufe von Clapham Junction auf Malta.

An einigen Stellen, besonders am südöstlichen Ende des Gebietes, finden sich einige im Fels angelegte Begräbnisstätten. Aus diesem Grunde wird dieses Areal auch als „Nekropole von Su Crucifissu Mannu“ bezeichnet (Nekropole bedeutet Begräbnisstätte oder Totenstadt), obwohl quantitativ eindeutig die Felsengeleise überwiegen.

In einer archäologischen Arbeit, bei der es größtenteils um die Nekropolen dieses Areals geht, gibt es zu den Cart-Ruts, die in ihrem Ausmaß schon an einen Rangierbahnhof erinnern, folgende Aussage : „Es handelt sich wahrscheinlich um Transportspuren, die eventuell durch rudimentäre „Fuhrwerke“ entstanden sind, mit denen in römischer Zeit das in der Nähe der Stadt Turris Libisonis gewonnene Baumaterial befördert worden ist.“
Bemerkennswerterweise werden aber viele Cart-Ruts durch offensichtlich später angelegte Nekropolen unterbrochen, die in der selben Arbeit der Ozieri-Kultur zugeschrieben werden, datiert auf ein Alter von 3.500 – 3.200 Jahren v. Chr.!
Wieso kommt man dann auf den Gedanken, die Spuren den Römern zuzuschreiben ?
Zu den Nekropolen findet sich die Aussage, dass der weiche und kompakte Kalkstein das Aushölen mit einfachen steinernen Spitzhacken gefördert hat. Im Vergleich zu z.B. Granit besitzt der Kalkstein natürlich eine geringere Härte, aber dieser korallogene, kompakte und feste Kalkstein ist definitiv nicht weich, sondern sehr hart !
Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, wie mit primitiven Werkzeugen solche großen unterirdischen Räume geschaffen worden sind. Ohne einen Nachweis durch experimentelle Archäologie bleibe ich dieser Theorie gegenüber skeptisch.
(Hypogäum V Von Montalé/Sassari, Nekropolen von Su Crucifissu Mannu/Porto Torres, Giovanni M. Demartis, BetaGamma editor 1999)

Die Spuren sind sehr gut erhalten, Trittspuren von Zugtieren sind auch hier nicht zu finden.
Die klassische Archäologie geht davon aus, dass dies wahrscheinlich Transportspuren von Fuhrwerken aus römischer Zeit sind.
Einige Nekropolen sind ohne Rücksicht auf die Spuren angelegt worden und schneiden diese ab. Da man von einem Alter der Nekropolen von bis zu 6.000 Jahren ausgeht, kann die eben genannte These unmöglich richtig sein.
Dieser Widerspruch scheint den Archäologen nicht aufzufallen. Ein weiteres Rätsel !

Cart-Ruts Sardinien
Dieses Bild wurde im Oktober 2022 aufgenommen und zeigt, dass die Spuren von Ablagerungen befreit worden sind.  Wurden hier archäologische Forschungen durchgeführt ?

Für die gelegentlich angegebene Theorie, dass die Spuren in das Gestein gemeißelt wurden, um den Wagen eine Führung zu geben, finden sich keine Anhaltspunkte.

Auch ergibt diese Theorie bei den teilweise chaotisch verlaufenden Spuren keinen Sinn.

Die Spurbreite beträgt  1,23 m.

Die Koordinaten : 40° 48′ 40.57″ N      8° 26′ 31″ E
40° 48′ 37.02″ N      8° 26′ 39″ E

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